Mein Kind hat eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis)!

Hier finden Sie alles Wichtige für Eltern zum Thema …
Entstehung von geröteten Augen
Ursachen von geröteten Augen
… was Sie dagegen machen können oder müssen
… Wann Sie zum Arzt müssen
… und viele weitere wichtige Informationen zum Thema „Bindehautentzündung im Kindesalter“ zusammengefasst.

Was ist denn das Problem?

Verklebte Augen kommen im Kindesalter immer wieder vor. Häufig geht damit auch eine Rötung der Augen oder sogar eine Schwellung rund um die Augen einher, was schon recht bedrohlich aussehen kann.

Wenn ihr Kind über juckende Augen klagt oder Sie beobachten, dass die Augen zunehmend verklebt sind, lohnt sich ein Blick auf die Bindehaut.

Was ist die Ursache?

Eine Verklebung der Augen entsteht durch eine überschießende Produktion von Sekret am Auge oder durch einen verminderten Abfluss dieses Sekretes.

Die Bindehaut ist der innere Teil des Augenlides, der zu sehen ist, wenn man das Unterlid ein Stück zurückzieht und der bis zum weißen Teil des Augapfels geht.

Am Oberlid ist es ähnlich, nur dass hier das Lid nicht so einfach zurückzuziehen ist. Die Bindehaut ist eine Schleimhaut. Das bedeutet, dass sie einen dünnen Schleimfilm produziert. Zusammen mit dem Tränenfluss aus der Tränendrüse sorgt sie für eine Benetzung des Auges mit Flüssigkeit und den Abtransport von Fremdmaterial von der Hornhaut. Die Hornhaut ist die vorderste Schicht des Auges und in ihren Randbereichen von der Bindehaut bedeckt.

Normalerweise ist die Bindehaut rosig und von kleinen Äderchen durchzogen. Zu einer Reaktion kommt es vor allem bei Infektionen der Bindehaut. Diese können entweder durch Bakterien oder Viren verursacht sein.

Das Immunsystem des Körpers fängt den auslösenden Erreger ab (egal ob Bakterium, Virus oder Polle) und durch die ausgelöste Reaktion entsteht ein zäher, weiß bis gelber Schleim, bestehend aus Sekret, Abwehrzellen und Erreger. Er ist in seiner Konsistenz klebriger und verfängt sich deshalb in den Wimpern. Die ausgelöste Reaktion sieht man auch an der Bindehaut selbst. Diese schwillt etwas an und ist zunehmend gerötet, da sie vermehrt durchblutet wird. Als begleitende Reaktion sieht man auch, dass die Lederhaut des Auges (das weiße) zunehmend auch von Adern durchzogen ist. Häufig besteht auch ein Juckreiz.

Bei Allergien kommt es durch den Kontakt mit z.B. umherfliegenden Pollen zu einer Reizung der Bindehaut und dadurch zu einer allergisch bedingten entzündlichen Reaktion mit vermehrter Schleimbildung.

Ein weiterer Grund für verklebte Augen kann eine Enge des Tränenkanals sein. Die von der Tränendrüse gebildeten Tränen verlaufen einmal quer über das Auge, benetzen es mit Flüssigkeit und entfernen durch das Blinzeln Schmutz von der Oberfläche der Hornhaut. Im inneren Augenwinkel können die Tränen dann durch einen kleinen Kanal (Tränengang/-kanal) in die Nase ablaufen.

Was ist denn tatsächlich krank?

In den meisten Fällen ist eine Infektion dafür verantwortlich. Diese kann durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Bei Kindern sind (im Gegensatz zu Erwachsenen) in 60-80% der Fälle Bakterien dafür verantwortlich. Man kann aber bereits vom Krankheitsverlauf eine Einschätzung bekommen, welche Art der Infektion vorliegt.

Bei bakteriellen Infektionen

  • … beginnt die Infektion meist erst auf einer Seite.
  • … sind die Augen den ganzen Tag über verklebt und nicht nur nach dem Schlafen.
  • … besteht ein eher gelbliches, eitriges Sekret.
  • … entleert sich Eiter manchmal bei der Untersuchung.
  • … besteht meistens kein vermehrtes Tränen und auch nur wenig Juckreiz.

Bei viralen Infektionen:

  • …sind meist beide Augen betroffen.
  • …sind die Augen meist nach dem Schlafen verklebt und nach dem Reinigen im Wachen meist nicht mehr.
  • …jucken die Augen häufig.
  • …tränen die Augen häufig vermehrt.

Egal ob bakteriell oder viral, beide Infektionsarten sind in den allermeisten Fällen Schmierinfektionen. Das bedeutet, dass die Krankheitserreger im Sekret (also Schleim und Tränen) stecken und so ganz leicht durch Händeschütteln, Niesen oder verschnupfte Nasen von einem Mensch auf den anderen übertragen werden können. Deshalb ist es häufig hilfreich zu wissen, ob andere Kinder in der Familie, dem Freundeskreis oder dem Kindergarten bereits erkrankt sind.

Bei bereits bestehenden Erkältungsinfekten können die Erreger auch über den Tränenkanal Richtung Auge wandern und so eine Bindehautentzündung auslösen. Das erklärt auch, warum die Erreger, die man in einer mikrobiologischen Untersuchung feststellen kann, dieselben sind, die man auch im Nasenrachenraum findet.

Beidseitig juckende und verklebte Augen v.a. im Frühjahr zur Pollenzeit treten bei Patienten mit erhöhter Allergieneigung häufig auf. Die Pollen werden über die Luft und Verwehung zum Auge getragen. Das Immunsystem reagiert durch den Kontakt der Pollen an der Bindehaut mit einer nicht infektiösen Schwellung und Reizung, zu vermehrtem Tränenfluss und meist ausgeprägtem Juckreiz. Häufig sind auch die Schleimhäute der Nase mit betroffen und geschwollen.

Sowohl bei infektiös als auch bei allergisch verursachten Bindehautentzündungen kann es zu einer teils stark ausgeprägten Schwellung des Weichteilgewebes rund um das Auge herum kommen. Hierbei beeinflussen vom Immunsystem produzierte Entzündungs-Botenstoffe nämlich auch das umliegende Gewebe.

Verklebte Augen im Säuglingsalter häufig begleitet von vermehrtem Tränenträufeln (also den Abfluss der Tränen über die Wange) findet man bei einer relativ harmlosen angeborenen Verengung des Tränenkanals. Hierbei können die Tränen nicht ausreichend aus dem Auge über den Tränenkanal in die Nase abgeführt werden. Genaugenommen ist hier also keine zunehmende Schleim- und Sekretproduktion verantwortlich, sondern nur der fehlende, ungehinderte Abfluss.

Und was kann man machen?

Bakterielle Infekte können mit antibiotischen Augentropfen behandelt werden. Das verkürzt die Erkrankungsdauer und verhindert schwere Komplikationen wie z.B. Abszesse. Das funktioniert v.a. dann, wenn man ein Antibiotikum nimmt, das zu dem Bakterium passt, dass die Erkrankung auslöst. Es gibt antibiotische Augentropfen und –salben. Salben sind v.a. bei wehrigen Kindern leichter zu verabreichen und bleiben etwas länger an dem Ort, an dem sie wirken sollen. Allerdings sorgen sie über mehrere Minuten für eine verschwommene Sicht. Wirksam sind beide Arten gleich gut. Antibiotikasäfte oder gar Infusionen spielen bei der Behandlung der unkomplizierten Konjunktivitis keine Rolle.

Innerhalb von spätestens 2 Tagen nach Beginn einer antibiotischen Therapie sollte eine deutliche Besserung eintreten. Ist das nicht der Fall, muss die Diagnose oder das Medikament dringend überdacht werden. Für gewöhnlich sind Kinder nach 24h Behandlungsdauer auch nicht mehr ansteckend und dürfen wieder in die Schule oder den Kindergarten.

Virusinfektionen lassen sich bis auf wenige (und dann sehr schwere) Ausnahmen lediglich symptomatisch behandeln. Hierbei helfen pflegende Augentropfen (z.B. Kochsalzlösung) oder –salben und manchmal juckreizhemmende oder sogar schmerzstillende Medikamente. In den meisten Fällen ist nach wenigen tagen der Spuk wieder vorbei.

Wann muss man mit dem Kind zum Arzt:

Eine Vorstellung beim Kinderarzt ist in folgenden Fällen absolut notwendig:

  • Schmerzen der Augen.
  • eine Schwellung des Augapfels. Hierbei scheint ein Augapfel weiter aus der Augenhöhle zu stehen als der andere.
  • Besonders schnelle Verschlechterung innerhalb weniger Stunden.
  • Verdacht einer Verletzung durch einen Fremdkörper (und sei er noch so klein…) wie z.B. Glassplitter o.ä.
  • Sehstörungen.
  • zunehmende Lichtempfindlichkeit.
  • Kopfschmerzen und /oder Übelkeit.
  • bewegungslose Pupille.

Immer gilt:
Ich sammle für Sie den aktuellen Stand vieler medizinischer Aspekte rund um die verschiedensten Kinderkrankheiten und Symptome. Damit können Sie hoffentlich viele Situationen rund um Ihre Kinder besser einschätzen lernen und dadurch Ängste verlieren. Allerdings bleibt über allem stehen: Sollten Sie sich unsicher sein, zögern Sie nicht ihren Arzt aufzusuchen um Symptome direkt fachkundlich beurteilen zu lassen oder Antworten auf drängende Fragen zu bekommen.