Mein Kind hat Fieber!

Ihr Kind hat Fieber? Hier finden Eltern alles Wichtige zum Thema…
… Fiebermessen
Bedeutung von Fieber
… was Sie dagegen machen können oder müssen
… wann Sie zum Arzt müssen
… und viele weitere wichtige Informationen zum Thema „Fieber im Kindesalter“ finden Sie hier elterngerecht zusammengefasst.

Fieber messen bei Kindern.

Fieber ist eins der häufigsten Symptome, mit denen man sich als Elternteil auseinandersetzen muss.  Dabei muss „Fieber“ an sich erstmal definiert werden, denn Fieber ist nicht gleich Fieber.

Bevor man sich mit einer erhöhter Temperatur auseinandersetzt, muss erst klar sein, wie man diese überhaupt bestimmt. Die Körpertemperatur lässt sich nämlich an mehreren Stellen messen und ist dort nicht zwangsläufig überall gleich.

Als Goldstandard (also die Art und Weise, die die zuverlässigste Messung ergibt) gilt nach wie vor die rektale Messung, also die Messung im Popo.

Rektale Temperaturmessung

Aber es gibt auch alternative Messmöglichkeiten. So ist die Messung im Ohr ab dem Kleinkindesalter sehr gut möglich und auch die Messung im Mund zeigt bei größeren Kindern noch ganz verlässliche Ergebnisse. 

Fiebermessung mit digitalem Ohrthermometer
Fiebermessung im Mund

Messungen unter der Achsel sind nur unzureichend genau. Während bei Ohrthermometer digitales Messen prima funktioniert sind allerdings auch im Zeitalter der Elektronik andere Sensoren für die Haut oder gar Smartphone-Apps völlig ungeeignet.

Fiebermessung unter der Achsel: unzureichend genau.

Viele Eltern sind der festen Überzeugung, durch das Auflegen der eigenen Hand auf die Stirn der Kinder zuverlässig Aussage über den Fieberstatus ihrer Kinder geben zu können. Wie unterschiedlich das eigene Empfinden sein kann, lässt sich einfach testen, indem man die eigene Hand erst unter kaltes und dann warmes Wasser hält und anschließend die Temperatur des Kindes zu erfühlen versucht. Deshalb gilt Handauflegen auch hier nicht als etablierte Maßnahme. Eine erste Einschätzung über den Zustand des Kindes kann es aber dennoch geben.

Welche Temperatur ist bei Kindern denn überhaupt normal?

Das unser Körper eine Normaltemperatur von 37°C hat und alles darüber hinaus eine krankhafte Erhöhung bedeutet, ist ein alter und weit verbreiteter Irrglaube. Er beruht auf Daten die im 19. Jahrhundert erhoben wurden. Vielmehr sind bei jungen Erwachsenen am Morgen Körpertemperaturen von 37,2 und im Verlaufe des Tages von bis zu 37,7°C gemessen worden. Die „normale“ Körpertemperatur variiert sowohl je nach Alter des Menschen als auch nach Tageszeit.

Deshalb gelten folgende Grenzwerte:

  • Neugeborene/junge Säuglinge: normal bis 37,5°, Fieber ab >38°C 
Normartemperatur Neugeborene/junge Säuglinge: 37,5°C bis 38°C!
  • ältere Säuglinge/Kleinkinder: normal bis 37,5°C, Fieber ab >38,5°C
Normartemperatur Kleinkinder: 37,5°C bis 38,5°C!
  • Schulkinder/Jugendliche: normal bis 37,7°C, Fieber ab >39°C
Normaltemperatur Schulkinder/Jugendliche: 37,7°C bis 39°C!

Die Höhe des Fiebers korreliert übrigens nicht mit der Schwere der Erkrankung. Viel wichtiger ist der Zustand des Kindes. Schwere bakterielle Infektionen können nur mit mildem Fieber, harmlose Virusinfektionen aber mit Fieber über 41°C einhergehen.

Was ist die Ursache für Fieber?

Am Ort der das Fieber auslösenden Stelle werden durch (meist entzündete) Zellen Botenstoffe gebildet und dann ins Gewebe abgegeben. Dass Zellen ihre Botenstoffe überhaupt abgeben müssen, kann durch Infektionen, mechanische Zerstörung, autoimmunologische Prozesse, Krebserkrankungen oder vieles anderes geschehen. Die Botenstoffe (Mediatoren) werden über die Blutbahn geschwemmt und gelangen so unter anderem bis ins Gehirn. In einem bestimmten Hirnbereich, dem Hypothalamus, sitzt das Temperaturregulationszentrum, welches durch die Botenstoffe den Temperatursollwert des Körpers anhebt. Von hier aus werden über das Nervensystem Impuls unter anderem an die Muskeln gegeben zu zittern. Zittern ist nichts anderes eine schnelle Muskelbewegung bei der eine Menge Wärme entsteht, der so genannte Schüttelfrost. Und diese Wärme sorgt für die Temperaturerhöhung des Körpers. Gleichzeitig empfinden wir ein Kältegefühl und das Verlangen, uns unter eine warme Decke legen zu wollen. Auch das sorgt für eine Erhöhung der Köpertemperatur, da wir weniger Wärme abgeben können. Schüttelfrost ist also nichts, was man bei Fieber hat, sondern durch Schüttelfrost kann Fieber effektiver entstehen. Die Obergrenze, die der Thalamus vorgeben kann liegt bei 42°C, was aber nur in seltensten Fällen erreicht wird. 

Eine Sonderform ist die Aufheizung des Körpers von außen, z.B. beim Hitzschlag, wenn man zulange in der Sonne ist. Hierbei versucht der Körper die Temperatur aktiv zu senken statt zu erhöhen.

Ist Fieber denn jetzt was Gutes oder was Schlechtes?

Tja… ob Fieber jetzt etwas Hilfreiches für den Körper oder eher etwas belastendes ist, wird bis heute „heiß“ diskutiert. Für beide Meinungen gibt es Pro und Contra. Klar scheint nur, dass es eine Rolle in unserer Immunantwort spielt.

Hilfreich: 

  • Fieber kann das Wachstum und die Vermehrung bestimmter Viren und Bakterien hemmen
  • Hinweise auf erhöhte Überlebensraten mit Fieber
  • Verminderte immunologische Antwort
  • Gefühl des Unwohlseins
  • Erhöhter Energie- und Sauerstoff verbrauch, problematisch v.a. bei schweren Infektionen

Muss man etwas machen und wenn ja, wann?

Am allerwichtigsten: Fieber ist nur ein Symptom und keine Krankheit! Deshalb darf auch die erste Frage nicht sein: „Was soll ich machen?“ Sondern „Wie geht es meinem Kinde denn überhaupt?“ und dann „Wodurch ist das Fieber verursacht?“.

Beobachten Sie also Ihr Kind und achten Sie sowohl auf sein Allgemeinbefinden als auch auf die spezifischen Symptome. Wichtig ist einzuschätzen ob ihr Kind stabil ist oder ob es stark beeinträchtigt ist und unbedingt weiterer Hilfe bedarf. Dazu eignet sich die Beurteilung folgender Parameter:

  • Reaktion auf Ansprache. Reagiert es altersentsprechend klar und wach oder ist es nicht richtig erweckbar?
  • Trinkverhalten. Viel wichtiger als Essen ist das Trinken. Ihr Kind sollte also ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, auch wenn es nicht soviel wie sonst ist.
  • Nackensteife. Kann ihr Kind seinen Kopf noch normal bewegen oder weigert es sich das Kinn auf die Brust zu nehmen?
  • Petechien. Das sind kleine punktförmige Hautblutungen und ein absolutes Warnzeichen!

Da Fieber eben nur der Ausdruck einer Erkrankung ist, ist die Behandlung von Fieber natürlich nicht gleichbedeutend mit der Heilung der auslösenden Erkrankung sondern lediglich eine symptomatische Behandlung der Fiebersymptome. 

Da nicht geklärt ist, ob Fieber nun etwas Hilfreiches oder Schädliches ist, muss eine erhöhte Körpertemperatur nicht zwangsläufig behandelt werden. Sollte Ihr Kind aber deutlich durch das Fieber eingeschränkt sein, also nicht mehr ausreichend Trinken oder ein total zerrissenes Schlafmuster haben, lohnt es sich, etwas gegen Fieber zu geben. Wenn ihr Kind aber weiterhin fröhlich durch die Gegend tobt und lediglich ein wenig knatschig ist, braucht es nicht unbedingt eine antipyretische Therapie.

Auch Fieber, das 1-3 Tage nach eine Todimpfung bzw. 7-10 Tage nach einer Lebendimpfung auftritt ist völlig normal und als reine Impfreaktion zu werten.

Falls es notwendig sein sollte, gibt es erfreulicherweise mehrere Medikamente, die sehr gut die Körpertemperatur wieder zurück auf das normale Maß bringen.

Paracetamol

Gibt es als Saft, Zäpfchen oder Tablette. Es wird gewichtsadaptiert gegeben (10-15mg/kgKG bis zu 4x/d).

Ibuprofen

Gibt es als Saft, Zäpfchen oder Tablette. Es wird gewichtsadaptiert gegeben (5-10mg/kgKG bis zu 4x/d).

Beide Medikamente können durch Überdosierung schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen und sogar tödlich sein. Achten Sie deshalb gut darauf, dass Ihre Kinder nicht selbständig an die Medikamente gelangen und lesen sie die Dosierung in der Packungsbeilage nach.

Es macht keinen Sinn, beide Medikamente immer abwechselnd zu geben, aber es gibt Kinder, die auf eins der beiden Medikamente besser ansprechen als auf das andere. Die Kinder müssen auch nicht geweckt werden, um das Medikament zu bekommen, während sie schlafen. Die Temperatur sollte um ca. 0,5°C heruntergehen, muss aber nicht auf normale Werte fallen.

Auch mechanische Kühlung wie Wadenwickel sind ein probates Mittel um die Körpertemperatur zu senken.

Wann zum Arzt?

In folgenden Fällen sollten Sie sich mit Ihrem Kind beim Arzt vorstellen:

  • Keine normale Reaktion auf Ansprache.
  • Mangelndes Trinkverhalten.
  • Nackensteife
  • Petechien. Das sind kleine punktförmige Hautblutungen und ein absolutes Warnzeichen!
  • Wenn Ihr Kind im 1. Lebensmonat, also jünger als 28 Tage ist.
  • Wenn ihr Kind eine bekannte chronische Erkrankung mit erhöhtem Infektionsrisiko hat.
  • IMMER wenn Sie sich unsicher sind und eine zusätzliche Einschätzung brauchen.

Immer gilt:
Ich sammle für Sie den aktuellen Stand vieler medizinischer Aspekte rund um die verschiedensten Kinderkrankheiten und Symptome. Damit können Sie hoffentlich viele Situationen rund um Ihre Kinder besser einschätzen lernen und dadurch Ängste verlieren. Allerdings bleibt über allem stehen: Sollten Sie sich unsicher sein, zögern Sie nicht ihren Arzt aufzusuchen um Symptome direkt fachkundlich beurteilen zu lassen oder Antworten auf drängende Fragen zu bekommen.