Mein Kind hat eine Impfung!

Hier finden Sie alles Wichtige für Eltern zum Thema …
… Impfwirkung
… Nutzen der Impfung
Nebenwirkungen
Impfmythen
… und viele weitere wichtige Informationen zum „Impfen im Kindesalter“ zusammengefasst.

Wertfreie weitere Informationen zum Thema Impfung finden Sie unter www.rki.de

Was ist denn eigentlich eine Impfung?

Eine Impfung ist eine Unterstützung des körpereigenen Immunsystems zur Abwehr von bakteriellen oder viralen Erkrankungen. Dieser Schutz kann auf 2 Arten verabreicht werden: aktiv oder passiv.

Passive Impfung: Wenn eine Mensch Kontakt zu einem bestimmten Krankheitserreger hat, reagiert das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern auf den Erreger und macht diesen dann unschädlich. Das dauert aber je nach Erreger einige Stunden bis hin zu einigen Tagen. Mit einer passiven Impfung kann man die benötigten Antikörper direkt spritzen (1,2) und so die sich gerade erst im Ausbreiten befindliche Infektion frühzeitig bekämpfen (3,4). Diese Antikörper werden aus Tierblut gewonnen und in einem speziellen Verfahren so aufbereitet, dass sie direkt anderen Lebewesen gespritzt werden können.

Aktive Impfung: Hier werden entweder nur Teile eines Erregers (Totimpfstoff – z.B. Polio, Diphterie, Meningokokken) oder abgeschwächte Erreger (Lebendimpfstoff – z.B. Masern, Mumps, Röteln) geimpft (1,2). Der Körper reagiert nun auf diese Erregeranteile (z.B. ein bestimmtes Eiweiß, welches auf der Oberfläche des Grippevirus zu finden ist) und bildet selbstständig Antikörper dagegen (3,4). Außerdem (und eigentlich noch wichtiger) werden auch Gedächtniszellen gebildet (5,6), welche bei einer richtigen Infektion (also in unserem Beispiel einer Grippe) dann sehr schnell die richtigen Antikörper gegen die „geimpfte“ Krankheit herstellen können(7). So kann die Infektion sehr schnell bekämpft werden … weit bevor sie richtig zur Ausprägung oder zum Durchbruch kommen kann (8,9).

Wie wird denn eigentlich geimpft?

Um den Impfstoff gefahrlos zu geben und eine Reaktion des Körpers hervorrufen zu können, wird der Impfstoff mit einer ganz dünnen Stahlkanüle in einen Muskel gespritzt. Damit nicht versehentlich in ein Gefäß und damit direkt in die Blutbahn kommt, wird je nach Alter und Größe des Kindes eine sichere Körperstelle ausgesucht. Bei Kindern im ersten Lebensjahr wird für gewöhnlich in einen Muskel seitlich im Oberschenkel und ab dem 2. Lebensjahr seitlich in den Schultermuskel geimpft.

Was kann man tun um die Piekser zu lindern?

Unangenehm sind an einer Impfung zwei Dinge. Der Stich selbst ist in den meisten Fälle nur wenig bis manchmal gar nicht schmerzhaft. Die Injektion und die damit verbundene Schwellung im Muskel ist wesentlich unangenehmer. Der Effekt ist ähnlich, wie bei einem kleinen Bluterguss im Muskel. Um den Schmerz zu lindern gibt es für Eltern einige Möglichkeiten:

Säuglinge: Füttern vor/während der Impfung – Zuckerlösung – Kuscheln
Kleinkinder: Kuscheln – Ablenken – Spielen – Schnuller

Um so wenig wie möglich Piekser geben zu müssen, gibt es Kombinationsimpfstoffe, die die Anzahl der notwendigen Impfungen auf ein Minimum reduzieren.

Wofür sind Impfungen denn gut?

Zurecht fragen sich viele Menschen, warum sie sich selbst oder ihre Kinder den Unannehmlichkeiten einer Impfung aussetzen sollen. Es gibt allerdings 2 ganz zentrale Punkte, warum Impfen so wichtig ist:

  1. Der Schutz des einzelnen Menschen vor Erkrankungen, welche schwerwiegende Gesundheitsschäden hervorrufen können.
  2. Der sogenannte Herdenschutz, also der Schutz, von dem alle anderen Menschen profitieren. Durch konsequentes Impfen aller Menschen werden bestimmte Erreger ausgerottet. Dies sorgt dafür, dass v.a. die Ungeschützten unter uns (also Neugeborene, Schwangere, Immungeschwächte, chronisch oder schwer Kranke) davor geschützt werden, sich mit Erregern, die für sie potentiell schwer schädigend oder sogar tödlich sein können, zu infizieren.

Durch konsequentes Impfen in den vergangenen Jahrzehnten sind schwerste Erkrankungen wie Diphtherie, Tetanus, Polio und weitere, welche früher häufig ein Todesurteil für die Menschen waren, quasi nicht mehr zu sehen. Durch den Rückgang der Impfzahlen und die Bereitschaft zu Impfen sind Erkrankungen und deren schwerwiegenden Folgen wie z.B. Masern wieder auf dem Vormarsch.

Deshalb hat die Wichtigkeit von Impfungen auch heute weiterhin zentrale Bedeutung, obwohl bestimmte Erkrankungen nicht mehr zu sehen sind. Diese Wichtigkeit hat man zuletzt im Frühjahr 2019 und der weltweiten Zunahme von Masernfällen wieder gemerkt.

Ab wann sollte geimpft werden?

Geimpft werden sollte so früh wie möglich um schnellstmöglich einen Schutz zu bewirken. Die eigentlich weltweit gültigen Empfehlungen beginnen mit der Grundimmunisierung bereits im frühen Säuglingsalter (ab dem 3. Lebensmonat). Die Grundimmunisierung ist bereits mit dem Ende des 2. Lebensjahres abgeschlossen.

Um die Immunreaktion des Körpers vollständig aufzubauen, erfolgen dann über das Kleinkindes-, Schulkindes- und Jugendlichenalter die Auffrischungsimpfungen, welche teilweise in regelmäßigen Abständen auch im Erwachsenenalter wiederholt werden müssen. Wiederholtes Impfen mit demselben Wirkstoff ist notwendig, um einen möglichst dauerhaften Impfschutz zu bilden. Nach der Impfung kann sich das Immunsystem mit dem Erregerstoff (dem sogenannten „Antigen“) auseinandersetzen und Abwehrzellen bilden. Das braucht aber eine gewisse Zeit. Wenn nun nach Nachlassen der ersten Immunreaktion der nächste Reiz in Form einer erneuten Impfung kommt, wird das Ansprechen des Immunsystems um ein Vielfaches verbessert. Es lernt erstens schneller und zweitens besser mit dem Erreger umzugehen.

100%-iger Schutz, auch nach wiederholten Impfungen, lässt sich allerdings nicht gewährleisten. Dafür ist das Immunsystem eines jeden Einzelnen zu unterschiedlich. Es gibt Menschen, die auf einzelne Impfungen gar nicht reagieren (sogenannte Non-Responder).

Um nicht jede zweite Woche einen Termin beim Kinderarzt zu haben und damit die Last der Einhaltung der empfohlenen Impfzeiten nicht auf den Schultern der Eltern lastet, verbinden die Kinderärzte die Impfungen gerne mit den Terminen der Vorsorge-Untersuchungen.

Offizieller Impfkalender der STIKO

Was sind Impfnebenwirkungen?

Am häufigsten und ein Zeichen von Auseinandersetzen des Körpers mit dem Impfstoff sind die akuten Nebenwirkungen, die die Zeichen der Infektion zeigen, gegen die geimpft wird. In den meisten Fällen sind das Symptome wie allgemeines Krankheitsgefühl, lokale Hautreaktionen, Ausschläge, erhöhte Temperatur oder Fieber. Fieberkrämpfe wirken bedrohlich, sind aber für gewöhnlich nicht besorgniserregend und können im Rahmen der Temperaturerhöhungen nach Impfungen auftreten. Dies ist aber KEINE Impfkomplikation. Diese Nebenwirkungen treten 1-3 Tage nach Impfung mit Totimpfstoffen und 7-10 Tage nach Impfung mit Lebendimpfstoffen auf. Wenn keine Nebenwirkungen eintreten, ist das auf der anderen Seite KEIN Zeichen von Impfversagen.

Schwere Impfnebenwirkungen wie früher nach der Polio-Impfung sind dank neuer bzw. anderer Impfstoffe heutzutage sehr, sehr selten. Die Rotavirus-Schluckimpfung ist mit einer etwas erhöhten Rate von Invaginationen (Darmeinstülpungen durch Magen-Darm-Symptome) assoziiert und Impfmasern können als Vollbild einer Maserninfektion auftreten … allerdings gibt es die sehr schweren, tödlichen Nebenwirkungen in Form einer Hirnentzündung NICHT.

Impfmythen – eine Geschichte voller Missverständnisse…

Es gibt viele Mythen rund um das Thema Impfung. Leider basiert vieles davon auf Halb- oder Unwahrheiten.

Impfungen sind eine übermäßige Belastung für das Immunsystem:

Impfungen werden häufig als übermäßige Belastung für das Immunsystem empfunden. Allerdings enthalten heutige Impfstoffe wesentlich weniger immunantwortauslösende Stoffe (Antigene) als früher. Heute ‚bekommt‘ ein Säugling im ersten Lebensjahr, wenn er alle empfohlenen Impfungen erhält, ca. 150 Antigene durch die Impfungen. Zum Vergleich: Jeder Besuch auf dem Spielplatz oder an einer Supermarktkasse konfrontiert die Kinder mit mehr Antigenen. Auch die enthaltenen Zusatzstoffe wie z.B. Aluminium, sind weniger, als durch Nahrung oder Cremes von den Kindern aufgenommen werden…

Bei Infektionen und Fieber kann man nicht impfen:

Impfen kann man auch Kinder, die zum Impfzeitpunkt eine Infektion durchmachen. Das Immunsystem ist in der Lage, mehrere Erreger gleichzeitig zu bekämpfen. Das hat jedes Elternteil schon erlebt, das mit seinem Kind eine Spielgruppe oder eine Tagesstätte besucht. Ebenfalls kein Problem für eine Impfung sind:

  • Schwangerschaft
  • Bekannte Fieberkrämpfe in der Vorgeschichte
  • Gelbsucht
  • Hauterkrankungen
  • Und viele chronische Erkrankungen.

Schwere Erkrankungen, die einen stationäre Behandlung in der Kinderklinik notwendig machen, werden individuell von Fall zu Fall entschieden und dann gegebenenfalls verschoben.

Eigenes Durchleben einer Erkrankung schützt besser als die Impfung:

Die Konfrontation mit Krankheitserregern ist für die Ausbildung und Kompetenzgewinnung des Immunsystems von enormer Bedeutung. Allerdings gibt es Erreger, die für den Mensch schwerwiegender Folgen haben und schwere Schäden bis hin zum Tod hervorrufen können. Durch das „Trainieren“ des Immunsystems per Impfung können diese schweren Komplikationen vermieden werden. Nach Durchleben einer Maserninfektion treten wesentlich häufiger Komplikation (neurologische Komplikationen wie z.B. Hirnentzündungen) bis hin zu tödlich verlaufen Spätfolgen wie der subakut sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) auf. 1 von 1000 an Masern erkrankten Kindern bekommt neurologische Komplikationen, zu einer SSPE kommt es bei 1 von 3000-10000 Erkrankten. Nach Masernimpfung ist bisher kein einziger Todesfall bekannt. Auch kann eine Maserninfektion eine bis zu 6 Monate fortbestehende Schwächung des Immunsystems auslösen, die zu erhöhtem Auftreten von anderen Infekten führen kann. Dieses Problem der erhöhten Komplikationsrate bei eigenem Durchleben von Erkrankungen findet sich auch bei anderen Infektionen, gegen die geimpft werden kann, wie z.B. Unfruchtbarkeit durch die Hodenentzündung aufgrund einer Mumpserkrankung.

Impfungen sind für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen oder Autismus verantwortlich:

Es gibt nachweislich keinen Zusammenhang zwischen:

  • Meningokokken- bzw. Influenza-Impfung und dem Guillain-Barre-Syndrom
  • Rota-Impfung und dem Kawasaki-Syndrom
  • Quecksilber im Influenza-Impfstoff und Autismus
  • Masern-/Mumps-/Röteln-Impfstoff und Autismus

Diese Gerüchte beruhen auf kleinen, mittlerweile zurückgezogenen, weil nachweislichen gefälschten Studien oder sind völlig aus der Luft gegriffen. Mittlerweile liegen v.a. in Bezug auf den Zusammenhang mit Autismus große Studien vor, die diese Befürchtung eindeutig widerlegen können.

Rein theoretisch wäre es vorstellbar, dass auch abgeschwächte Impfstoffe eine Sensibilisierung des Immunsystems so vornehmen können, dass es danach körpereigene Zellen angreift, also damit eine Autoimmunreaktion hervorrufen. Dies wird seit Jahren diskutiert und beforscht.

Immer gilt:
Ich sammle für Sie den aktuellen Stand vieler medizinischer Aspekte rund um die verschiedensten Kinderkrankheiten und Symptome. Damit können Sie hoffentlich viele Situationen rund um Ihre Kinder besser einschätzen lernen und dadurch Ängste verlieren. Allerdings bleibt über allem stehen: Sollten Sie sich unsicher sein, zögern Sie nicht ihren Arzt aufzusuchen um Symptome direkt fachkundlich beurteilen zu lassen oder Antworten auf drängende Fragen zu bekommen.